Herbert Grönemeyer hat im Gerichtsstreit mit zwei Fotografen ausgesagt. Die Begegnung am Flughafen Köln-Bonn habe ihn geschockt.

Es ist der freundliche Herr Grönemeyer, der am Mittwochmorgen, vier Minuten vor seinem Termin, die Hände entspannt in den Manteltaschen, das Landgericht in Köln betritt. Freundliches

Lächeln in die Runde, freundliches Lächeln für die Justizbeamten, die lautstark die Presse zurückdrängen, freundliches Lächeln für die Fotografen, selbst für diese zwei: die Bilder eines unfreundlichen Herrn Grönemeyer in die Welt gesetzt haben. Und die jetzt, mehr als vier Jahre später, angeklagt sind, weil sie dabei mindestens übertrieben haben sollen.

Herbert Grönemeyer als Zeuge geladen

Es ist der zweite Prozesstag wegen Falschaussage und falscher Verdächtigung, Auftritt Herbert Grönemeyer, 62, „Künstler“, diesmal nicht auf der Bühne, sondern im Zeugenstand.

„Eins, zwei, drei“, Test, ausgerechnet bei dem Musiker funktioniert das Mikrofon zunächst nicht, aber damit kennt ein Grönemeyer sich natürlich aus. Nur, als es läuft, versteht man ihn auch nicht besser, man wirft dem Sänger („Bochum“, „Der Weg“) das ja häufig vor: dass er seine Texte nuschelt. Ein Satz der vertrauten Stimme aber klingt klar in den Gerichtssaal: „Das war wirklich ein Anschlag.“

Das Geschehen vom vierten Advent 2014 am Flughafen Köln/Bonn ist hinlänglich bekannt: Bis Grönemeyer eine von bislang vier Zivilklagen gewann, hatten das Video viele gesehen, und auch vor Gericht wird es abgespielt, wieder und wieder.

„Ich bin privat hier, du Affe!“

Herbert Grönemeyer, der auf einen Kameramann zuläuft, der mit einer Hand hinlangt und mit seiner Tasche ausholt, der „Fuck off!“ ruft, „Ich bin privat hier, du Affe!“ zischt und befiehlt „Hau ab!“ Soweit der Zusammenschnitt.

Die beiden nun angeklagten Männer, 37 und 39 Jahre alt, zeigten den Sänger wegen Körperverletzung an: Er habe dem einen den Finger umgeknickt, den anderen gegen den Kopf geschlagen, ihn gewürgt und zu Boden gedrückt. Am Montag erst haben sie die Vorwürfe im Gericht wiederholt.

Was das kurze Video nicht zeigt, haben inzwischen mehrere Gerichte, Gutachter und auch gestern wieder zahlreiche Zuschauer im Saal gehört und gesehen: Grönemeyer war an jenem Tag kurz vor Weihnachten nicht allein mit seinem Trolley auf dem Weg zu Terminal 2. Seine Frau und damalige Lebensgefährtin war bei ihm und auch sein Sohn, heute 31.

Sänger will Privates raushalten

Es ist zu erkennen, wie sie sich zu schützen versuchen vor den Kameras, wie Grönemeyer wütend wird, „es wühlt mich heute noch auf“. „Schwerst geschockt“ sei er gewesen, sein Sohn gehe bis heute nicht mehr gemeinsam mit ihm in einen Flughafen.

Er habe „seit 30, 40 Jahren Erfahrung“ im Geschäft, „von mir können sie gern Bilder machen, aber doch nicht von meiner Familie“. Tatsächlich hatte der verwitwete Familienvater Privates immer aus den Medien herauszuhalten gewusst, „es gab kein Foto von meiner Lebensgefährtin“.

Herbert Grönemeyer feiert 60. Geburtstag

Sein Erfolg kam spät, aber mit voller Wucht. Herbert Grönemeyer gilt für viele als der Sänger, der den Deutschen aus der Seele spricht. Am 12. April wird der Künstler 60 Jahre alt.
Sein Erfolg kam spät, aber mit voller Wucht. Herbert Grönemeyer gilt für viele als der Sänger, der den Deutschen aus der Seele spricht. Am 12. April wird der Künstler 60 Jahre alt. © Getty Images | Friedemann Vogel
Autosammler, Fußballfan, Unternehmer, Schauspieler und vor allem: die Stimme der Nation. Kaum ein Sänger berührt die Deutschen so sehr wie Herbert Grönemeyer. Seit mehr als 30 Jahren landet jedes seiner deutschsprachigen Studioalben auf Platz eins der Charts.
Autosammler, Fußballfan, Unternehmer, Schauspieler und vor allem: die Stimme der Nation. Kaum ein Sänger berührt die Deutschen so sehr wie Herbert Grönemeyer. Seit mehr als 30 Jahren landet jedes seiner deutschsprachigen Studioalben auf Platz eins der Charts. © imago | ducks
Dabei wollte Grönemeyer gar nicht Sänger werden. „Ich dachte, vielleicht werde ich Fußballer oder Gebrauchtwagenhändler“, sagte er einmal. Doch bekanntermaßen kam es anders.
Dabei wollte Grönemeyer gar nicht Sänger werden. „Ich dachte, vielleicht werde ich Fußballer oder Gebrauchtwagenhändler“, sagte er einmal. Doch bekanntermaßen kam es anders. © dpa | Daniel Hambury
Am 12. April 1956 wird Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer als jüngster von drei Brüdern geboren. Er wächst in Bochum auf. Nach dem Abitur wird er musikalischer Leiter am dortigen Schauspielhaus unter Intendant Peter Zadek. In den nächsten Jahren steht er als Schauspieler auf der Bühne und vor der Kamera.
Am 12. April 1956 wird Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer als jüngster von drei Brüdern geboren. Er wächst in Bochum auf. Nach dem Abitur wird er musikalischer Leiter am dortigen Schauspielhaus unter Intendant Peter Zadek. In den nächsten Jahren steht er als Schauspieler auf der Bühne und vor der Kamera. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
Bei gemeinsamen Dreharbeiten lernt er die Schauspielerin Anna Henkel († 1998) – seine große Liebe und Mutter seiner Kinder – kennen .
Bei gemeinsamen Dreharbeiten lernt er die Schauspielerin Anna Henkel († 1998) – seine große Liebe und Mutter seiner Kinder – kennen . © dpa | Horst Ossinger
1981 wird ein Millionenpublikum auf ihn aufmerksam, als er in Wolfgang Petersens Kinoepos „Das Boot“ den Leutnant Werner gibt. Hier zu sehen mit Filmpartner Jürgen Prochnow, ...
1981 wird ein Millionenpublikum auf ihn aufmerksam, als er in Wolfgang Petersens Kinoepos „Das Boot“ den Leutnant Werner gibt. Hier zu sehen mit Filmpartner Jürgen Prochnow, ... © © epd-bild / Keystone | Keystone
... Martin Semmelrogge und Rita Cadillac.
... Martin Semmelrogge und Rita Cadillac. © imago stock&people | KPA UnitedArchives
Parallel versucht sich Grönemeyer als Sänger, allerdings ohne Erfolg. Er bringt vier Alben heraus, die allesamt floppen. Doch dann kommt „4630 Bochum“.
Parallel versucht sich Grönemeyer als Sänger, allerdings ohne Erfolg. Er bringt vier Alben heraus, die allesamt floppen. Doch dann kommt „4630 Bochum“. © imago stock&people | teutopress
Die Platte mit Hits wie „Männer“, „Flugzeuge im Bauch“ oder der Lokal-Hymne „Bochum“ – die bis heute bei den Fußball-Heimspielen des VfL ertönt – wird 1984 in Deutschland das erfolgreichste Album des Jahres. Neben Peter Maffay, Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen zählt er in den Folgejahren zu den großen Stars des deutschen Rock.
Die Platte mit Hits wie „Männer“, „Flugzeuge im Bauch“ oder der Lokal-Hymne „Bochum“ – die bis heute bei den Fußball-Heimspielen des VfL ertönt – wird 1984 in Deutschland das erfolgreichste Album des Jahres. Neben Peter Maffay, Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen zählt er in den Folgejahren zu den großen Stars des deutschen Rock. © imago stock&people | teutopress
Drei Jahrzehnte nach „Bochum“ hören sich Grönemeyers Stücke komplexer und vielschichtiger an. „Der Spaß und der Sport dahinter ist, sich weiterzuentwickeln. Ob es besser wird, ist eine andere Frage“, sagte er anlässlich seines letzten Werks „Dauernd Jetzt“ (2014).
Drei Jahrzehnte nach „Bochum“ hören sich Grönemeyers Stücke komplexer und vielschichtiger an. „Der Spaß und der Sport dahinter ist, sich weiterzuentwickeln. Ob es besser wird, ist eine andere Frage“, sagte er anlässlich seines letzten Werks „Dauernd Jetzt“ (2014). © dpa | Jan Woitas
Nach wie vor gehe er ohne Konzept an ein Album, das entstehe eher aus einem Chaos. Er klimpere vor sich hin und wenn er fünf, sechs sinnvolle Stücke zusammen habe, merke er: „Jetzt hast Du wieder Hunger, jetzt könntest Du wieder eine Platte machen.“
Nach wie vor gehe er ohne Konzept an ein Album, das entstehe eher aus einem Chaos. Er klimpere vor sich hin und wenn er fünf, sechs sinnvolle Stücke zusammen habe, merke er: „Jetzt hast Du wieder Hunger, jetzt könntest Du wieder eine Platte machen.“ © Getty Images | Ralf Juergens
Und er scheint wieder Hunger bekommen zu haben. Medienberichten zufolge arbeitet er gerade an einem neuen Album. Die Hälfte der Songs habe er bereits.
Und er scheint wieder Hunger bekommen zu haben. Medienberichten zufolge arbeitet er gerade an einem neuen Album. Die Hälfte der Songs habe er bereits. © Funke Foto Services | Felix Heyder
Immer wieder setzt sich der Künstler mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander. In der aktuellen Flüchtlingskrise macht er sich für die Helfer und gegen Fremdenfeindlichkeit stark.
Immer wieder setzt sich der Künstler mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander. In der aktuellen Flüchtlingskrise macht er sich für die Helfer und gegen Fremdenfeindlichkeit stark. © Getty Images Europe | Hannes Magerstaedt
Beim G8-Gipfel 2007 erhebt er gemeinsam mit U2-Sänger Bono die Stimme gegen Armut.
Beim G8-Gipfel 2007 erhebt er gemeinsam mit U2-Sänger Bono die Stimme gegen Armut. © Getty Images | Andreas Rentz
Anlässlich der Pressekonferenz zur Veröffentlichung des DATA-Berichtes 2007 im Vorfeld des G8-Gipfels in Berlin, v.l.n.r.: Grönemeyer, Bono Vox, Ngozi Okonjo-Iweala (nigerianische Politikerin) und Sänger Bob Geldof.
Anlässlich der Pressekonferenz zur Veröffentlichung des DATA-Berichtes 2007 im Vorfeld des G8-Gipfels in Berlin, v.l.n.r.: Grönemeyer, Bono Vox, Ngozi Okonjo-Iweala (nigerianische Politikerin) und Sänger Bob Geldof. © imago | Christian Schroth
Grönemeyer sei „lebensfroh, wütend, glücklich, traurig, entschlossen, charmant –  und sehr lustig“, sagt Bono im ARD-Porträt „Deutschland, Deine Künstler – Herbert Grönemeyer“ über seinen Kumpel aus Deutschland.
Grönemeyer sei „lebensfroh, wütend, glücklich, traurig, entschlossen, charmant – und sehr lustig“, sagt Bono im ARD-Porträt „Deutschland, Deine Künstler – Herbert Grönemeyer“ über seinen Kumpel aus Deutschland. © Radio Bremen-Universal Music - F | Ellen von Unwerth
So facettenreich wie diese Charakterisierung kommt auch seine Musik daher. Sie erzählt von Euphorie und Glück, ...
So facettenreich wie diese Charakterisierung kommt auch seine Musik daher. Sie erzählt von Euphorie und Glück, ... © Getty Images | Johannes Simon
... aber auch von Melancholie und Trauer.
... aber auch von Melancholie und Trauer. © Getty Images Europe | Hannes Magerstaedt
Einen doppelten Schicksalsschlag erlebt der Sänger 1998, als innerhalb weniger Tage erst der Bruder und dann seine Frau Anna an Krebs sterben.
Einen doppelten Schicksalsschlag erlebt der Sänger 1998, als innerhalb weniger Tage erst der Bruder und dann seine Frau Anna an Krebs sterben. © imago stock&people | biky
Grönemeyer zieht sich zurück.
Grönemeyer zieht sich zurück. © imago | T-F-Foto
Er verarbeitet seine Trauer auf dem Erfolgswerk „Mensch“, mit mehr als drei Millionen verkauften Einheiten das erfolgreichste Album in Deutschland seit 1975.
Er verarbeitet seine Trauer auf dem Erfolgswerk „Mensch“, mit mehr als drei Millionen verkauften Einheiten das erfolgreichste Album in Deutschland seit 1975. © dpa | Tom Maelsa
Doch so sehr er sich in seinen Liedern öffnet, sein Privatleben hält der Künstler möglichst privat. Weitgehend unbehelligt wohnt er in den Folgejahren mit Sohn Felix und Tochter Marie in London. Inzwischen hat er wieder einen Wohnsitz in Berlin, ...
Doch so sehr er sich in seinen Liedern öffnet, sein Privatleben hält der Künstler möglichst privat. Weitgehend unbehelligt wohnt er in den Folgejahren mit Sohn Felix und Tochter Marie in London. Inzwischen hat er wieder einen Wohnsitz in Berlin, ... © dpa | Britta Pedersen
... wo auch sein Plattenlabel „Grönland Records“ sitzt. Er wolle seinen Künstlern vermitteln: „Arbeite in Ruhe, setze dich nicht unter Druck, wenn der Erfolg mal ausbleibt.“ Grönemeyer selbst macht die Erfahrung mit seinem englischsprachigen Album „I Walk“, das 2012 im Ausland erscheint und sich nicht durchsetzen kann.
... wo auch sein Plattenlabel „Grönland Records“ sitzt. Er wolle seinen Künstlern vermitteln: „Arbeite in Ruhe, setze dich nicht unter Druck, wenn der Erfolg mal ausbleibt.“ Grönemeyer selbst macht die Erfahrung mit seinem englischsprachigen Album „I Walk“, das 2012 im Ausland erscheint und sich nicht durchsetzen kann. © dpa | Britta Pedersen
Zu seinem Ursprung, dem Theater, kehrt er immer wieder zurück. 2015 bringt er am Berliner Ensemble gemeinsam mit US-Regisseur Robert Wilson das Musiktheaterstück „Faust I und II“ auf die Bühne.
Zu seinem Ursprung, dem Theater, kehrt er immer wieder zurück. 2015 bringt er am Berliner Ensemble gemeinsam mit US-Regisseur Robert Wilson das Musiktheaterstück „Faust I und II“ auf die Bühne. © imago stock&people | momentphoto/Robert Michael
Für seinen Freund, den Fotografen und Regisseur Anton Corbijn, schreibt er den Soundtrack für dessen Filme „The American“ mit George Clooney und „A Most Wanted Man“ mit Philip Seymour Hoffman.
Für seinen Freund, den Fotografen und Regisseur Anton Corbijn, schreibt er den Soundtrack für dessen Filme „The American“ mit George Clooney und „A Most Wanted Man“ mit Philip Seymour Hoffman. © imago stock&people | APress
Grönemeyer selbst bezeichnet sich als „ziemliche Frohnatur“. Er habe immer versucht, von Tag zu Tag zu leben, „das mache ich, glaub’ ich, auch heute noch“.
Grönemeyer selbst bezeichnet sich als „ziemliche Frohnatur“. Er habe immer versucht, von Tag zu Tag zu leben, „das mache ich, glaub’ ich, auch heute noch“. © imago stock&people | Robert Michael
Das Leben finde jetzt statt. „Das ist die Schönheit des Lebens und das macht es auch aus. Genauso gemein ist es, wenn es Dir von jetzt auf gleich Mist beschert.“
Das Leben finde jetzt statt. „Das ist die Schönheit des Lebens und das macht es auch aus. Genauso gemein ist es, wenn es Dir von jetzt auf gleich Mist beschert.“ © dpa | Uli Deck
Seit einigen Jahren ist der Sänger auch wieder glücklich verliebt. „Meine Traumfrau ist da“, sagte er im Januar in der ORF-Sendung „Frühstück bei mir“. Mit ihr wolle er den Rest des Lebens verbringen: „Der Wunsch ist, gemeinsam alt zu werden, und das sieht gut aus.“
Seit einigen Jahren ist der Sänger auch wieder glücklich verliebt. „Meine Traumfrau ist da“, sagte er im Januar in der ORF-Sendung „Frühstück bei mir“. Mit ihr wolle er den Rest des Lebens verbringen: „Der Wunsch ist, gemeinsam alt zu werden, und das sieht gut aus.“ © Getty Images | Sean Gallup
Alles Gute zum 60. Geburtstag, „Herbie“!
Alles Gute zum 60. Geburtstag, „Herbie“! © imago | Sven Simon
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Darum aber soll es den Männern laut Anklage gegangen sein. Und um Material, das sich gut verkaufen ließ: der sonst so sanfte Barde in gewalttätiger Pose. „Herr Grönemeyer, warum hauen Sie mich?“, ist aus dem Off des Videos klar und deutlich zu hören. „Wollen Sie mich noch weiter angreifen?“ Und dann: „Ich hab dich!“ Auch diesen Satz will der Zeuge vernommen haben: „Jetzt habe ich die Bilder, die ich brauche.“ Alles nur ein Trick? Eine Falle?

Grönemeyer wurde bis auf Toilette verfolgt

An jenem Tag, sagt jedenfalls Grönemeyer, hätten die beiden Männer ihn bis auf die Toilette verfolgt, später „Bilder durchgeknallt“, dass er den Motor der Kamera hörte. Und er habe gesehen, was nun auch in dem unbearbeiteten Filmchen zu sehen ist: wie seine Frau beide Arme hebt und sich duckt, wie sein Sohn eine Laptoptasche vor sein Gesicht hält.

Dahinter als komischer Kontrapunkt immer die Werbung einer Autovermietung: „In Miami ist das Tragen von Morgenmänteln ohne Gürtel verboten.“ Grönemeyer hatte kein Auge dafür. „Jeder Mann auf der Erde“, sagt er, „würde seine Familie schützen.“

Mit Gewalt aber, wie die beiden Angeklagten immer noch behaupten, habe er das nicht versucht. „Wenn ich hätte schlagen wollen, hätte ich die rechte Hand genommen“, sagt der Rechtshänder. Hätte er ihnen die Bilder abnehmen wollen, „wäre ich anders vorgegangen“.

Zwar zeigen die Bilder eine erhobene Linke und die fliegende Tasche, ob sie die Fotografen wirklich treffen, zeigen sie nicht.

Auch die Tasche ist dabei

Diese Tasche ist am Mittwoch im Gerichtssaal ebenfalls anwesend – aber mitnichten eine Reisetasche, wie so oft beschrieben. Eine schwarze Ledertasche, Aktengröße, und viel mehr als Papier war auch nicht darin: Eine Zeitung von Dezember 2014, ein Notizblock, falls dem Sänger unterwegs ein Text eingefallen wäre, ein Blister Tabletten.

„Die würde ich nicht mehr nehmen“, empfiehlt Richter Achim Hengstenberg. In der Gerichtsakte hat er noch mehr Originelles, Artikel aus Frauen- und Klatschzeitschriften, man merkt dem Juristen an, dass es ihm widerstrebt, sie in die Beweisaufnahme einzuführen. Er entschuldigt sich und macht es kurz.

Ein anderes Fundstück aus der Akte hätte er sogar fast vergessen: Ob es stimme, dass Grönemeyer dem jüngeren Angeklagten 20.000 Euro angeboten habe, damit er ihn nicht anzeige? Auch an dieser Stelle ist der Zeuge sehr gut zu verstehen: „Wie bitte???“ Nach insgesamt einer Stunde darf Grönemeyer gehen. Seine Tasche darf er diesmal mitnehmen.

Dieser Text ist zuerst auf waz.de erschienen.