Altenberg. Francesco Friedrich kann bei der Heim-WM zum alleinigen WM-Rekordhalter der Bobfahrer aufsteigen. Doch der Lokalmatador beschäftigt sich noch nicht mit der Historie.

Francesco Friedrich will vor den Bob-Weltmeisterschaften in Altenberg noch nichts vom Titelrekord wissen.

"Jetzt geht es erstmal um die Heim-WM", sagt der 29 Jahre alte Lokalmatador vom BSC Sachsen Oberbärenburg vor den Heim-Titelkämpfen vom 21. Februar bis 01. März, "der Rekord spielt vielleicht vor dem letzten Lauf eine Rolle."

Mit dem zehnten WM-Titel würde Friedrich zum alleinigen Rekordweltmeister aufsteigen. Bisher muss sich der Doppel-Olympiasieger von 2018 die Bestmarke mit jeweils neun Erfolgen mit dem Italiener Eugenio Monti teilen, der zwischen 1957 und 1966 seine Triumphe im Zweier- und Viererbob eingefahren hatte.

Im Zweierbob am ersten WM-Wochenende winkt Friedrich in jedem Fall der sechste WM-Titel in Folge. Nach dem Gewinn der Weltcup-Saison mit beiden Schlitten geht der Deutsche als hoher Favorit in die Rennen. "Man wächst in die Rolle rein. Wir sind seit vielen Jahren die Gejagten, da muss man sich mit der Favoritenrolle auseinandersetzen", sagte er gelassen.

Die Konkurrenz hat es aber in sich. Bundestrainer René Spies sieht den Kanadier Justin Kripps als größten Konkurrenten. Doch auch aus dem eigenen Land muss Friedrich nach Ansicht von Spies auch Gegner achten. In Friedrichs Vereinskollegen Nico Walther und Richard Oelsner sowie Johannes Lochner vom BC Stuttgart Solitude hat der Bundestrainer weitere deutsche Medaillenkandidaten.

Wobei Walther, der eine durchwachsene Saison erlebte, die Ansprüche für sich etwas herunterschraubt. "Wenn wir mit einer Medaille nach Hause gehen, sollten wir nach dieser Saison zufrieden sein", sagt der 29-Jährige.

Für Spies spielt das Alter seiner Schützlinge zudem eine Rolle bei der Medaillenvergabe. "Um die 30 fangen die Wehwehchen an. Alle müssen erst einmal gesund bleiben", sagt der Bundestrainer, der harte Wettkämpfe erwartet: "In Altenberg kann immer ein grober Fehler passieren. Und dann kommen die Kollegen. Sie sind wie Haie. Wenn du denen Fleisch hinwirfst, schnappen sie zu."

In der Damen-Konkurrenz besetzen Olympiasiegerin Mariama Jamanka und Weltcup-Gesamtsiegerin Stephanie Schneider die Rolle der Jägerinnen, die die große Favoritin Kaillie Humphries den WM-Titel wegschnappen wollen. "Kaillie ist die 34 Jahre alte Favoritin, weil sie mehr Erfahrung hat", sagt Spies über die nun für die USA startende Kanadierin. "Mariama und Stephanie sind fast schon zwei Rookies, die versuchen, die große Kaillie Humphries zu schlagen."

Bei den Skeleton-Piloten liegt die Bürde bei den Damen, die im Vorjahr bei der WM im kanadischen Whistler einen Dreifacherfolg eingefahren hatten. Doch für Tina Herrmann (WSV Königssee), Jacqueline Lölling von der RSG Hochsauerland und Sophia Griebel (RT Suhl) lief die Generalprobe beim Weltcupfinale in Sigulda enttäuschend.

Das Trio sehnte sich anschließend ebenso wie EM-Bronzegewinner Felix Keisinger (Königssee) nach Ruhe. "Ich bin froh, dass es eine Woche Pause gibt, die brauche ich wirklich", hatte der 22-Jährige gesagt. Der zweimalige Team-Weltmeister Axel Jungk hatte die Fahrt nach Lettland deshalb erst gar nicht mitgemacht, um sich auf die Heim-WM vorzubereiten.